Wenn man zu dem Schluss kommt, dass ein Kühlschrank ausgetauscht werden soll, kommt man - dank derzeitiger "Aufklärerauffassung" - immer dahin, dass der wichtigste Grund die viel bessere Energieeffizienzklasse sein sollte. Darüber spart man Geld beim eingesetzten Strom und das alleine amortisiert über Kurz oder Lang den Preis des Kühlschrank. Dieser Auffassung sind nicht nur Aufklär-Fernsehsendungen wie WISO oder GALILEO immer wieder, es ist doch auch ganz klar. Was aber, wenn ich Ihnen ketzerisch sage, dass diese "wissenschaftlich recherchierten" Sendungen in diesem Punkt falsch liegen und oft gar nicht weit genug denken?
Sicherlich hat eine bessere Energieeffizienzklasse die Auswirkung, dass man Geld bei der nächsten Stromrechnung spart. Sagen wir: locker 150€ (was hier schon viel wäre, denn die meisten haben ja keinen Kühlschrank aus den 1920er Jahren). Aber wenn ich mir dann so ein neues Standmodell kaufe, egal ob mit Gefrierabteilung links als komplette Tür oder unten als 3-Schubladenabteilung, wie lange braucht es, bis sich das tatsächlich amortisiert? Diese Modelle liegen oft bei locker 1000€ und mehr, viele der Doppelflügligen sogar bei weit über 2000€. Bei einer effektiven jährlichen Ersparnis von 150€ - und das ist leicht auszurechnen - bräuchte es mindestens 10 Jahre, bis sich der neue irgendwie rechnet und man schließlich Geld spart. Denn man muss ja den Anschaffungspreis gegenrechnen.
Also rechnet sich ein Neukauf bei einem Kühlschrank gar nicht?
Doch! Aber die Amortisastion rein über den Strompreis ist totaler Humbug. Wenn, sollte man weitere Dinge betrachten, die letztlich - und viel schneller - den Kühlschrank-Neukauf finanziell sinnvoll werden lassen. Und darauf kommen diese ganzen pseudowissenschaftlichen Sendungen und Verbraucherinformationsstellen scheinbar gar nicht. Entweder, weil sie im Marketing beworbenen Technologien nicht verstehen oder eben nur als billiges Marketing entlarvt haben. So denken sie zumindest.
Wir haben uns privat vor einigen Jahren einen neuen Kühlschrank von Liebherr gekauft. Ein Standmodell mit Edelstahl-Außenhaut und Gefrierabteil untendrunter hinter einer separaten Tür. Das alte Modell war ein klassisches 0815-Modell in der Küchenzeile, schön hinter eine Holztür verbaut. Uns war klar, dass der alte Platz nun für andere Dinge genutzt werden könnte und der neue einen anderen Platz braucht. So haben wir in dem Küchenzeilen-Kühlschrank-Schrank einfach ein paar Böden eingezogen und schon hatten wir ein geräumiges, verschließbares Regal mehr in der eh immer zu kleinen Küche.
Das Liebherr-Modell hatte so einige technische Spirenzien, die man erst einmal verstehen muss, um deren Wert für - auch die Gekdbörse - evaluieren zu können:
- Umluftventilator - dieser wälzt bei geschlossener Tür ständig die Luft um, um so die oben etwas wärmere und unten etwas kältere Luft durcheinander zu wirbeln. So gibt es keine "warmen Stellen" im Kühlschrank. Die braucht kein Mensch. Hier wird oft die fehlende Kompetenz des Kühlschranks mit einem Pseudo-Feature schöngeredet. Es soll - gefälligst - kühl im Kühlschrank sein, nicht hier und da etwas wärmer!
- Ionisierer - etwas, was die Luft von Keimen befreit. Auch dank des oben beschriebenen Umluftventilators perfekt, denn so wird die gesamte Luft im Kühlschrank möglichst von Keimen befreit. Und wo keine Keime oder Bakterien leben, werden organische Substanzen NICHT so schnell zersetzt bzw. faulen nicht so schnell. Eigentlich ein Muss für eine Stelle, an der man frische Lebensmittel GEMEINSAM für längere Zeit lagert.
- 0-Grad-Zone - ja, die viel zitierte Kühlecke im Kühlschrank. Da wird das darin hineingelegte Zeug noch besser gekühlt als im Kühlschrank. Bei 0 Grad. Noch einmal: 0°C. Äh? Bitte? Ist das dann nicht ein Gefrierschrank? Ist dann meine Wurst oder mein Salat nicht bereits irgendwie hart und gefroren, wenn ich sie länger darin aufhebe? Nein. Es ist nämlich gar nicht wirklich 0 Grad Celsius da in diesen Schubladen. Da sie nicht verschlossen sind, würde das gar nicht gehen, dass ein Bereich wirklich 0°C hat, ein paar Zentimeter weiter oben aber 5°C. Viel mehr ist diese Schublade eine "Feuchtigkeitsregulierung". In diesen Schubladen - und ja, es dürfen gerne 2 unterschiedliche sein - herrscht eine änder Feuchtigkeitskonzetration als im restlichen Kühlschrank. Dabei liegen Wurst und Käse in der einen, alles an Gemüse etc. in der anderen Schublade.
Alleine diese 3 Dinge sorgen tatsächlich dafür, dass wir seit der Anschaffung viel weniger Lebensmittel wegwerfen als früher. Wirklich! Und das ist letztlich der Grund, warum wir Geld sparen und sich der Kühlschrank bereits nach wenigen Jahren amortisiert hat. Ein paar Beispiele:
Kennen Sie das, dass Sie Wurst in einer Plastikdose oder sogar noch in der Original-Plastikverpackung im Kühlschrank lagern? Sicherlich. Bei alten oder billigen Kühlschränken wird diese Wurst aber komischerweise nach 3-4 Tagen irgendwie glitschig bis feucht. Echt eklig. Dann will sie keiner mehr essen und das ist auch gut so, denn hier setzt bereits der Zersetzungsprozess ein. Und wenn das erst einmal passiert grassieren Bakterien und Keime im Kühlschrank und belagern so über Kurz oder Lang den ganzen Innenraum. Nicht so in unserem Liebherr-Kühlschrank. Hier bleibt die Wurst tatsächlich locker 1-2 Wochen trocken und somit genießbar. Hühnerbrust-Wurstscheiben zeigen dabei oft, dass sie eher austrocknen. Ob man eine Wurst in Scheiben nach 2 Wochen noch essen mag, sei jedem selbst überlassen. Ich kann aber nach Jahren der Nutzung sagen: ja, das geht! Und zwar sehr gut.
Noch krasser ist es aber bei Gemüse aller Art. Karotten z.B. lagern wir im Gemüsefach tatsächlich bis zu 180 Tage problemlos. Auch hier werden diese etwas trockener und scheinbar etwas biegsamer, für eine Gemüsebrühe oder eine Soße als Basis reichen Sie aber auf jeden Fall. Von Zerfall oder Schimmel etc. definitiv keine Spur. Genauso geht's mit Zucchini, Pilzen und auch Blattsalat. Alles hält viel länger als nur wenige Tage, wobei die Lagerzeiten dennoch stark untereinander variieren. Aber eben auch der Feld- oder Blattsalat kann locker 1-2 Wochen im Kühlschrank verweilen und auf den verspäteten Verzerr warten.
Joghurt, Schlagsahne, Milch und andere bereits geöffnete Produkte im Kühlschrank werden durch die Ionisierung der Luft ebenfalls viel später schlecht. Ganz ohne Schimmel wird man sie zwar nicht ewig lagern können, aber eine Verlängerung der Zeit bewirkt, das man unverbrauchte Reste noch einige Zeit länger aufbewahren und so aufbrauchen kann.
Wie spare ich wirklich mit dem Neukauf eines Kühlschranks?
Fazit: Wir haben unseren neuen 1100€-teuren Kühlschrank längst wieder raus. Und zwar nicht (nur) über die Stromrechnung, sondern eben vielmehr über Rechnungen beim Supermarkt. Durch selteneres Wegwerfen von Lebensmitteln, kann man diese eben auch noch Tage später verbrauchen und muss so nicht so häufig nachkaufen. Zudem schmeißt man weniger weg. Letztlich wird der Einkauf selbst ökonomischer.
Hier noch einige schnelle Tipps:
- Tomaten gehören nicht in den Kühlschrank, auch nicht in das Gemüsefach!
- Ungeöffnete Dosen, Gläser und Tetrapacks, die im Supermarkt NICHT in der Kühlung stehen, brauchen nicht in den Kühlschrank. Erst wenn sie einmal geöffnet wurden, sollte man sie dort bis zum endgültigen Verzerr hineinstellen.
- Äpfel und anderes sonst wie Bananen, Ananas, Birnen, Mangos und viele mehr gehören ebenfalls nicht in den Kühlschrank und sehen zudem in einer Obstschale auf dem Tisch viel besser aus und animieren so ggfs. auch gleich zum Essen!
- Zwiebeln und Kartoffeln - ja, man stopft irgendwie gerne alle Lebensmittel in den Kühlschrank, diese zwei müssen aber wirklich nicht. Zudem ist es im Kühlschrank durch sich bildendes Kondenzwasser eigentlich im Allgemeinen zu feucht für diese zwei. Besser, sie - getrennt voneinander (!) - an einem dunklen, kühleren aber auf jeden Fall trockenen Ort lagern.